Das Campbell-Paradigma als Erklärungsansatz für individuelles Verhalten
Das Campbell-Paradigma ist ein von Florian Kaiser und Kollegen weiterentwickeltes Paradigma der psychologischen Einstellungsforschung, das von der Konsistenz von Einstellung und Verhalten ausgeht. Verhalten wird dabei nicht über subjektive Nutzenerwartungen erklärt, sondern als konsistente Spontanmanifestation individueller Einstellung. Damit unterscheidet sich das Campbell-Paradigma grundlegend von den weitverbreiteten Theorien auf der Grundlage rationaler Entscheidung, deren Prototyp die Theorie geplanten Verhaltens darstellt. Rational ist es nach diesen Theorien, wenn Verhalten möglichst Vorteile und keine Nachteile mit sich bringt, wenn Verhalten also einen möglichst hohen Nettonutzen besitzt.
Das Paradigma ist nach Donald T. Campbell benannt, der das Zustandekommen von Verhalten schon 1963 sinngemäß, wie folgt, erklärte: Verhalten, zum Beispiel beim Verlassen eines Zimmers das Licht löschen, ist grundsätzlich das Resultat zweier Einflussfaktoren:
- subjektive Wichtigkeit des Umwelt- und Klimaschutzes (damit ist die Umwelteinstellung einer Person gemeint) und
- objektive Verhaltenskosten, die mit einem Verhalten, in diesem Fall Licht löschen, verbunden sind (siehe Abbildung).
Verhaltenserklärung im Rahmen des Campbell-Paradigmas
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Formal lässt sich diese Beziehung besser nicht deterministisch, wie bei Campbell vorgesehen, sondern probabilistisch beschreiben. Das bedeutet mehr oder weniger, dass die Einstellung der Person zusammen mit den spezifischen Verhaltenskosten die Wahrscheinlichkeit bestimmt, dass sich ein bestimmtes Verhalten bei entsprechender Gelegenheit manifestiert. Daher lässt sich folgern, dass nur wenn die persönliche Einstellung die Kosten des Verhaltens übersteigt, besteht eine realistische Chance, dass das Verhalten auch gezeigt wird. Diese spezifische Verhaltenserklärung des Campbell-Paradigmas dient ihrerseits als theoretische Grundlage der Einstellungsmessung