Kommen Demokratien noch klar?

Die Antworten auf diese Fragen erhält man, wenn man sich mit den Möglichkeiten und Grenzen beschäftigt, die Demokratien bei der Bewältigung komplexer Probleme haben. Das geschieht in dem Buch „Einfach zu einfach. Wie die leichten Lösungen unserer Demokratie bedrohen“. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist ein echtes Dilemma, in dem Menschen schon seit sehr langer Zeit stecken. Einerseits treibt uns das Verlangen an, unsere Umwelt verstehen zu wollen. Psychologen sprechen dabei vom „Sense making Trieb“, der ähnlich stark ist, wie der Sexualtrieb. Andererseits ist unsere Umwelt viel zu kompliziert, als dass wir sie tatsächlich umfassend verstehen könnten. Wir sind mit unserem Trieb ständig überfordert, denn wir können ihn nicht wirklich befriedigen. Deshalb greifen wir zu Kompensationen. Könige, Kaiser und die Kirche haben jahrhundertelang die Welterklärung für uns übernommen. Aber seit wir in Demokratien leben, hat sich die Lage verändert. Seither ist es so, dass jede Lösung für ein gesellschaftlich relevantes Problem letztlich der Zustimmung einer Mehrheit bedarf. Das ist nun einmal das demokratische Prinzip. Die Lösungen werden den Menschen dabei von der Politik angeboten, in der ein ständiger Wettbewerb stattfindet, bei dem es darum geht, diejenigen, die abstimmen, davon zu überzeugen, dass die eigene Lösung die beste ist. Damit ist klar, dass die Qualität, zu der demokratisch produzierte Lösungen fähig sind, davon abhängt, wie gut die jeweiligen Mehrheiten über die anstehenden Probleme und deren Lösungen informiert sind. An dieser Stelle holt uns das Dilemma ein. Wir können gar nicht so gut informiert sein, wie wir müssten, wenn wir die richtigen Lösungen aussuchen wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Beschaffung von Informationen teuer ist und viel Mühe macht. Warum die auf sich nehmen, wenn die Stimme, die man bei der Wahl abgibt, praktisch kein Gewicht hat, weil man eben nur einer oder eine von Millionen ist?!